Wenn auch schon der Wille
zum Frieden geschwunden,
geschunden die Brille
am Boden liegt, woher
kriegt
er jetzt das Hohelied
wie er es einst auf sie
sang,
lang-e vor dem Krieg,
der sie zerstört,
nicht erhört, doch empört
hat,
was dazu führte, dass sie
ihn verhört hat
und er ihr vorwarf, zu
wortkarg und boshaft
die Zweifel zu schüren,
die sie selber lostrat.
Dabei war ihre Liebe so
tief und so groß
war denn, was sie hatten,
nicht makellos?
So stark und kräftig
fordernd und heftig
So schön und zierlich
rein und possierlich
So frech und vorwitzig
mal ruhig, mal spritzig
So einfach und richtig
jeder Zweifel war nichtig
jeder Grund für die Liebe
dafür doppelt so wichtig
Alles schien zu passen,
sie lassen sich fassen
und hassen es nur, wenn
sie sich gehen lassen
So gut, so perfekt! Der
Respekt ihrer Freunde wächst,
sie wünschen Glück, ein
Stück weit sogar seine Ex
Jetzt sitzt er da und
fragt sich: „Geht das denn an,
dass etwas perfektes so
einfach zerbrechen kann?“
Doch eine Beziehung
entwickelt sich stetig
stets, ständig und immer
ist Veränderung nötig
Wenn alles perfekt ist,
geht's nicht besser, gerechter
und kann es nicht besser
werd'n, wird es halt schlechter
Früher hieß es noch
vergeben-vergessen
wie weh ihr das tat,
konnte er nicht ermessen
und dann, bis zum Essen
war alles beim besten...
so dachte er damals, doch
war, falls
er ihren Schmerz nicht
gespürt
sie trotzdem berührt. Und
ihr aufgesetztes Lächeln
hat ihn in die Irre
geführt
Denn während er wirklich
vergab und vergaß,
die Wahrheit nicht las und
Gras über das,
was ihn trennte von ihr
wachsen ließ, da fraß
jener Streit noch in ihr
jedes heit're Plaisir,
dass er ihr nunmehr
machte, sie dachte bei ihr
habe, was er tut, sowieso
keinen Zweck
denn der Streit war in ihr
noch immer nicht weg
Und das nächste Mal, wenn
sie sich bekriegen
versucht sie unbewusst,
zweimal zu siegen
denn mit Wut und
Verachtung, Entmachtung befürchtend
führt sie jenen alten
Streit,
der ihr die Zweisamkeit
gänzlich verleidet, und
nun mit ihr durchbrennt
Er dagegen steht da, weiß
nicht, wie ihm geschieht
hört die wied-erholung
des alten Eklats.
Denn zwar ist ihm klar,
was ihm wahr war, doch da
er nicht weiß, wie sie
fühlt, reagiert er unterkühlt,
kann nicht begreifen,
warum sie festhielt
an dem alten Streitpunkt,
der Zeitpunkt
für diesen Disput ist
vorbei, denn der Eisprung
der Wut dreht die Zeit um,
sie tut
als wäre der alte Streit
für irgendwas gut
Er schreit: "Darum
geht es doch längst nicht mehr"
erst ein Jahr hinterher
begreift er,
dass es für sie wohl doch
darum ging
Und dann folgt die Stille
Wenn auch schon der Wille
sich doch zu vertragen,
der Wut zu entsagen,
dahin ist, enthüllen
sich weitere Fragen
Nach Unsinn und Sinn
einer Beziehung
die – wierum
man es nimmt
nie rund ist und stimmt
Er sitzt in der Küche
die Flüche verschluckend,
die ihm auf der Zunge
lagen,
Herz und Lunge plagen
er kann es nicht wagen
zu sagen, was er jetzt
denkt
In seinem Kopf vermengt
sich alles, was sie
trennt.
Er fragt sich, ob es wohl
noch Rettung gibt,
ob sie ihn noch liebt,
oder ob nur ein Trieb
der Beziehungserhaltung
der letztlichen Spaltung
im Weg stand, doch nicht
der Liebeserkaltung
Sie steht an der Tür,
wofür sie natürlich dort
steht
wird ihm klar, als sie zu
ihrem Koffer geht
und ihn nimmt und sagt:
„Ich hab schon lange gepackt
denn mich plagt, wie
vertrackt
es mit dir ist. Für uns
ist es lange zu spät.
Leb Wohl“
Und sie geht.
Er kneift sich. Es tut
weh. Das ist echt!
Und da wird ihm klar:
Es war ihr letztes Gefecht